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HGT 21-25 Od Teil 2

Einen Tag nach der Abfahrt bekamen wir im Laufe des Vormittags einen Anruf und ein paar kleine Videos von unseren Fahrern von der Grenze. Sie standen mit unserm Bettentransport (38 Krankenhausbetten, 39 Nachttische, einige Rollstühle, Gehwagen, Fahrräder, Bekleidung, Bettwäsche, Schuhe etc.) auf der ukrainischen Seite:

Kurz vor ihnen, vor zwei Tagen, war wieder ein sogenannter "humanitärer" Transport mit palettenenweise neuen Sachen auf dem Weg in die Ukraine. Das war schon der zweite solche "schein-humanitäre" Transport, den die ukrainischen Zöllner bei den Kontrollen innerhalb einiger Wochen gefunden haben (von dem wir gehört haben).

Darum muss nun jeder humanitäre Hilfsgütertransport entladen und gründlich - vor einer Kamera - kontrolliert - also jede Kiste geöffnet werden. Die Order, der "Durchsuchungsbefehl" dazu, kam aus Kiew.

Nach unserem Lkw standen schon drei weitere Hilfsgütertransporte, die auf die Tiefenkontrolle warteten.

Gegen 21 Uhr erhielten wir von den Fahrern die Meldung:
Der Lkw hat die Zollabwicklung hinter sich. Alles ist in Ordnung. Die Leute beim Zoll haben alles wieder verpackt und alles gut gemacht. Zur Ladung hatte der Zoll keinerlei Beanstandungen.
Jetzt sind sie wieder auf der Straße, auf dem Weg zum Ziel.

Gott sei Dank! Jetzt wünschen wir ihnen eine gute, ruhige Weiterfahrt ohne Zwischenfälle.

Noch ein paar Notizen zu dieser Kontrolle:
Mir ist es wichtig anzumerken, dass solche Tiefenkontrollen zum einen bei weitem nicht jedes Mal stattfinden und zum zweiten einen konkreten Anlass haben. Allein in diesem Jahr haben wir bis heute 23 Lkw-Transporte auf die Fahrt geschickt - es war die erste derartige Kontrolle seit Jahren.

Aber es ist erst ein paar Wochen her, dass ich einen Anruf aus Odessa erhielt. Unsere Partnerin in der humanitären Hilfe berichtete mir ganz entsetzt, dass an der Grenze gerade ein „humanitärer Hilfsgütertransport“ steht. Im Namen des Roten Kreuzes und unter Ausnutzung der Privilegien für humanitäre Hilfsgütertransporte hatte dieser Lkw lauter Neuware, Handelsware, geladen. Das führte schon zu diesem Zeitpunkt zu tiefen Kontrollen. Zwischendurch hatte sich das beruhigt. Unsere Transporte hatte es bisher nicht betroffen. Unsere Partnerin in Odessa hatte diese Nachricht von einem ihr und uns bekannten Lkw-Fahrer.

Und jetzt hatte sich das wiederholt. Wieder versuchte jemand unter dem Zeichen des Roten Kreuzes Neuware als humanitäre Hilfe steuerfrei einzuführen.

Unter diesen schwarzen Schafen leiden wir schon seit vielen Jahren. Schmuggelversuche gibt es immer wieder.

Es gibt auch die sogenannten "humanitären Wohltätigkeitsorganisationen", die von gutgläubigen Ausländern gespendete Hilfsgüter in der Ukraine verkaufen und sich dabei bereichern.

Es ist mir ein Rätsel, wie sie das machen.
Unsere ehrlich arbeitenden Partner werden ständig überprüft, müssen ausführlichste Verteilpläne vor der Genehmigung und ebensolche Verteilberichte nach der Verteilung nach Kiew schicken. Verschiedene Kommissionen haben das Recht, diese Organisationen gründlich zu prüfen.
Das bindet viele Kräfte, die man durchaus sinnvoller einsetzen könnte. Wenn es wenigstens zur Eingrenzung der Korruption im Lande führen würde…

Nichts desto trotz: Die meisten unserer Partner geben nicht auf und arbeiten weiter. Und mit viel Geduld und hohem Einsatz klappt es früher oder später. Bisher ist noch jede unserer Hilfsgütersendungen freigegen worden und die Spenden konnten an bedürftige Menschen verteilt werden. Gott sei Dank!

Heute erhielt ich die gute Nachricht, dass wieder eine Organisation in Nikopol die Freigabe für unsere Hilfsgüter erhalten hat und jetzt mit der Verteilung beginnen will.

Mit Gottes Hilfe setzen wir unsere Arbeit fort.
Für die Menschen, die sich über diese Unterstützung freuen, die sie brauchen.

Wir wollen gern einander ermutigen und stärken.

Elisabeth Kunze

HGT 21-25 Od Teil 1

Diesmal habe ich mich total vertan! Nein, ich habe mich nicht verkalkuliert - ich habe jede vernünftige Berechnung unterlassen, einfach vergessen!

Ich habe nur von Pflegebetten gehört, gewusst, dass unser bester Lkw-Fahrer kommt - und eine Tour bei ihm bestellt. Als zweiten Transport innerhalb von fünf Tagen. Und unser Lager war fast leer!

Als ich mir das noch einmal angeschaut habe, begriff ich: Das war falsch, voreilig. Ich hätte die Tour wenigstens ein bisschen nach hinten schieben müssen, um uns mehr Zeit für die Vorbereitung zu lassen. Ja, den ersten Lkw werden wir füllen können. Aber den zweiten?

Unser Team hat fleißig gearbeitet. Aber es kamen nicht besonders viele große Spenden, die die Lkws hätten füllen können.

In einer anderen Situation, wo wir auch nicht wussten, wie das ausgehen soll, hat mich eine Frau ermutigt: Unser Gott ist groß! Er kann helfen! - sagte sie, hängte sich ans Telefon und besorgte von einem Tag auf den anderen einige Helfer. Die zwei Beladungen an einem Tag konnten stattfinden.

Jetzt musste ich wieder an ihre Ermutigung denken: Unser Gott ist groß! Er kann auch hier helfen.

Und dann kamen am Montag nicht, wie versprochen, 36 Betten, sondern nur 29 Stück! Überschlagsweise sind das 7 Kubikmeter weniger als erwartet - die kann man mit etwas 140 Bananenkartons voller Bekleidung füllen. Aber die Ladung war sowieso schon zu knapp!

Unser Gott ist immer noch groß!

Ein paar Minuten später erhielten wir einen Anruf von GAB Berlin mit einem Angebot von 25 Krankenhausnachttischen. Wir hatten uns noch nicht irgendwo melden können. Die Nachttische brachten sie auf unsere konkrete Bitte hin schon am Dienstag gegen 8 Uhr - und es waren 28 Stück! Und da sie hörten, dass wir nicht genug Ladung haben, kamen sie noch ein zweites Mal - diesmal mit Schultischen und -stühlen. Beides konnten wir gleich von einem auf den anderen Lkw umladen. Damit hat uns das Team von GAB Berlin sehr geholfen!

Von der Fahrradwerkstatt in Ladeburg und von zwei Spendern erhielten wir noch Fahrräder, um die Ljudmila in Odessa sehr gebeten hatte. Die Räder sollen für mobile Krankenpfleger sein.

Ein Mann brachte ein Bett. 

Es kamen Helfer, die noch während der Beladung Tüten und Kisten packten.

Alle großen und kleinen Beiträge zusammen haben den großen Unterschied gemacht!

Als der Lkw in Rekordzeit beladen war, blieben ein paar zerbrechliche Regale übrig, die so nicht zu der Ladung passten. Die müssen wir bis zur nächsten Beladung besser auseinanderschrauben und mit Folie zu Päckchen verpacken. Und es blieben zwei Bananenkartons im Lager übrig und weitere zwei waren gerade noch fertig geworden. Saat für den nächsten Lkw.

Für mich war das ein großes Wunder! Das war nicht vorauszusehen, damit konnte ich nicht rechnen. 

Das ist eine gute und eine wiederholte Erfahrung:  Auf Gott dürfen wir immer vertrauen - sogar dann, wenn wir einen großen Fehler machen.

Elisabeth Kunze